Dienstag, 10. Oktober 2017

Einreiseverbot für US-Sportler

Am heutigen Dienstag wurde Emma Cannon und Brionne Jones, zwei Spielerinnen des russischen Basketball Europaligisten Nadejda Orenburg, die Einreise in die Türkei verboten. Ihr Team soll am morgigen Mittwoch gegen den türkischen Klub Fenerbahçe antreten. Hintergrund des Einreiseverbotes ist eine Maßnahme der Türkei, die seit Sonntagnacht, die Einreise von US-Bürgern, die nicht über ein vor dem 8.10.2017 erteiltes Visum verfügen verbietet. Ein US-Bann.

Das Einreiseverbot für US-Bürger ohne Visum ist eine Reaktion der türkischen Regierung, auf die am Sonntag angekündigte Schließung der US-Vertretungen in der Türkei für Publikumsverkehr. In einer u.a. auf Twitter verbreiteten Erklärung, stellt die US-Botschaft fest, dass der Publikumsverkehr für alle Visa, außerhalb der Migrations-Visa vorübergehend eingestellt sei. Damit soll die Sicherheit der Angestellten und der Missionen gewährleistet werden. Dem vorausgegangen war eine Festnahme eines Angestellten des Konsulates in Istanbul. Dem türkischen Mitarbeiter wird, wie so oft in der Türkei, der Vorwurf der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung gemacht. In diesem Falle, wohl die Organisation um den Prediger Fetullah Gülen, der in der USA lebt und von der türkischen Regierung für den gescheiterten Putschversuch 2016 verantwortlich gemacht wird.  Zuvor gab es auch schon im türkischen Adana eine Festnahme eines US-Mitarbeiters.

Homepage von Orenburg mit der Meldung zum Einreiseverbot


Einreiseverbot für US-Bürger


Die US-Botschaft weißt daraufhin, dass türkische Staatsbürger überall auf der Welt weiterhin ein Visum für die USA beantragen können, eben zur Zeit nur nicht in der Türkei und das es sich somit nicht um ein Einreiseverbot gegenüber türkischen Staatsbürgern handelt. Die türkische Seite nahm  jedoch die Teil-Schließung der US-Missionen zum Anlaß, ein fast gleichlautende Erklärung zur verfassen, nur mit dem Zusatz, das alle Visa, für US-Bürger nun nicht mehr erteilt werden. Dies traf nun auch, wie viele Reisende, die beiden Sportlerinnen. Denn bis zum Sonntag wurden Visa für US-Bürger an der Grenze selbst bei der Einreise gegen einen Betrag von 30 Dollar erteilt. Nun ist eine Einreise für US-Bürger in die Türkei nicht mehr möglich. 


Fast wortgleiche Erklärungen der Botschaften, der letzte Satz in der Türkischen führte zum US-Bann


„´Geschenk` Erdogans“


Der russische Klub reagierte verärgert. Der Klubchef Oleg Hramkin bezeichnet gegenüber der russischen Agentur Tas das Verhalten der Türkei als Skandal, will jedoch trotzdem gegen Fenerbahce antreten und geht zudem weiterhin von einem Sieg aus. Auf der Homepage des Klubs, wird die Nachricht über das Einreiseverbot der Sportlerinnen mit „´Geschenk` Erdogans“ betitelt. Im Bericht wird daraufhin gewiesen, dass der Klub sich im Vorfeld an den internationalen Basketballverband (FIBA) wandte, doch von der FIBA an die Türkei verwiesen wurde. Auch wenn Vereinschef Hramkin fest an einen Sieg glaubt, wird sich die FIBA wohl spätestens bei einer Niederlage von Orenburg mit dem Fall beschäftigen müssen. Ein Einspruch gegen die Wertung im Nachhinein scheint fast unausweichlich.

Sportverbände gefragt



Auch andere Vereine müssen ihre Spielerinnen und Spieler noch einmal checken vor einer Reise in die Türkei. Kaum zu glauben, das die Sportverbände diese Vorgehen der Türkei so durchgehen lassen.  Wettbewerbsverzerrung ist hier nur ein Stichpunkt. Desweiteren stellt dies einen Eingriff in die Transferpolitik aller Klubs dar. Auch internationale Sportereignisse in der Türkei stehen nunmehr unter einem schlechten Stern. Die Turkish Airlines Open im November oder der internationale Marathon in  Istanbul im Oktober ohne US-Akteure? Dass der Sport internationaler ist, als es die Politik wahrhaben möchte, zeigte sich zuletzt erst in den USA. Denn selbst Trump musste bei seinen Versuchen einen Muslim-Bann in seinem Land einzuführen vor der Macht des Sportes zurückweichen.  Nationale Sportverbände und das nationale olympische Komitee riefen den US-Präsi schnell zurück.  Dass die nationalen Sportverbände in der Türkei offen die Regierung kritisieren und zu einer Kursänderung bewegen scheint unwahrscheinlich, doch ist mit dem Einreiseverbot von Cannon und Jones das Thema erst mal auf dem Tisch.