Donnerstag, 29. Oktober 2015

Löwen am Spielfeldrand

Dass Friedel Rausch und Gerd Neuser  am 6. September 1969, beim Revierderby zwischen Dortmund und Schalke von dem Hund eines Ordners gebissen worden sind, ist hinlänglich bekannt. Doch was ich kürzlich in "Fussball Unser" von Eduard Augustin, Philipp von Keisenberg und Christian Zaschke über das Rückspiel gelesen habe, ist schier unvorstellbar. So heißt es, dass beim Rückspiel die Schalker Ordner bestens gewappnet mit vier echten Löwen am Spielfeldrand aufliefen.

Ich konnte diese Geschichte nicht glauben. Wieso hatte ich davon noch nie was gehört? Löwen im Stadion und das ohne Beteiligung von den Sechzigern oder der Eintracht aus Braunschweig, konnte ich mir einfach nicht vorstellen.

In den Anfängen meiner Internetrecherche landete ich immer wieder beim vielzitierten Hinspiel. Und so verlor ich schon den Glauben, doch noch ein Bild von dieser Szene zu finden. Doch dann fand ich bei der Sueddeutschen ein märchenhaftes Erinnerungsstück der Fußballgeschichte.

Screenshot: Sueddeutsche.de, Serie zu 50 Jahre
Bundesliga, Platz drei - Schalkes Löwen

Sonntag, 25. Oktober 2015

Antalya-Arena: Sonnenstadion in der Touri-Hochburg

Der türkische Erstligist Antalyaspor hat ab Montag ein neues zu Hause. Der Liga-Achte empfängt dann den Tabellenführer Beşiktaş in der frisch fertiggestellten Antalya Arena. Die ovale Sportarena im Zentrum der Tourismusregion der Türkei, wurde in knapp zwei Jahren erbaut und ist weltweit das  Stadion welches am meisten Energie produziert. In Antalya natürlich per Sonnenenergie.

Screenshot: Blick auf die Antalya-Arena und die Solarzellen auf dem Dach

Die Heimatlosigkeit, des mit internationalen Stars wie Eto gespickten Süperligisten Antalyaspor hat ab dem 26. Oktober 2015 ein Ende. Das seit Juni 2013 im Bau befindliche Stadion, wird nun mit 192 Tagen Verspätung eröffnet. Der Baufirma werden dafür auch gute 7 Millionen türkische Lira wegen Terminversäumnis in Rechnung gestellt, bei insgesamten Baukosten von 79.400.000 türkischen Lira ( ca. 24.800.000 Euro). Länger als die Bauzeit gestaltete sich jedoch die Planungsphase. Ausschreibungen wurden veranstaltet, gerichtlich zurückgezogen, neu ausgeschrieben und wieder zurückgezogen. Das Bauland wechselte den Besitzer, wechselnde Stadtverwaltungen unterstützten mal die Planungen oder torpedierten sie. Letzoendlich wurde das Ministerium für Jugend und Sport des Landes Bauträger und die Ausschreibung stellte das staatliche Bauunternehmen TOKI aus.

Neue Heimat für Antalyaspor

Nutzniesser ist nun vornehmlich Antalyaspor. Passend dazu die Farben der Sitzschalen. Rot-Weiß wie Antalyaspor strahlt der neue Fußballtempel. Das Stadion ist eng und steil gebaut. Angelehnt an die Steilen Tribünen in antiken Arenen.Das kann bei ausverkauften Haus auch stimmungsmäßig interessant werden. Ob dies bei der Eröffnung heute Abend (20 Uhr Ortszeit) erreicht werden kann scheint fraglich.  Der Ticket-Verkauf über das elektronische Ticketsystem Passolig läuft nur schleppend. Über 20.000 Zuschauer sollten beim Auftritt von Beşiktaş dann doch zusammenkommen. Das wäre dann immerhin eine Auslastung von ca.70% bei einer Kapazität von 33.032 Zuschauern. Den großen sportlichen Auftritt dürfte der Arena dann mit der Austragung des türkischen Pokalendspiels am 25. Mai 2016 beschert werden. Dann ohne Passolig und wahrscheinlich vollen Rängen.

Streitpunkte

Auch mit Abschluß der Bauarbeiten verstummt die Kritik nicht, dabei stehen nicht nur die politischen Wirren im Rahmen der Bauplanung und Durchführung unter Kritik. Denn Antalya ist nicht nur Tourismus-Hochburg, sondern auch besonders im Winter Fußball-Hotspot. Un kaum einem anderen Platz der Welt geben sich so viele Fußballteami beim Winter Trainingscamp die Klinke in die Hand. Mit einem dementsprechend nach internationalen Standards ausgerichteten Stadion könnte Antalya sich noch mehr in Szene setzen. Doch die Kapazität der neuen Arena reicht noch nicht einmal für die Mindestkriterien der UEFA. Weiterer Kritikpunkt ist der Standort. Im Gegensatz zum weltweiten Trend Fußball-Arenen aus den Stadtzentren an die Peripherie zu versetzen, wurde hier im Zentrum der Stadt der neue Sporttempel errichtet. Eine Verstärkung des bestehenden Verkehrschaos befürchten die Kritiker. Die Fans hingen freut dies, so entwickeln Stadien in Stadtzentren doch auch durch die Anbindung an Wohn- und Geschäftsviertel, also dem Leben in einer Stadt, eine gänzlich andere Athmosphäre, als die Satelliten auf der Wiese. Zudem wird die ad-hoc Eröffnung in Frage gestellt. Das Stadion sei ungenügend fertiggestellt, so habe der Sitzeinbauer in quasi letzter Minute den Einsatz der Sitzschalen vollzogen, jedoch die einheitliche Farbgebung in der Hektik vernachlässigt. Außerdem wäre ein adäquater Test auf dem neuen Belag für das Team nötig gewesen. Nun wird live bei der Premiere getestet. Gewünscht wäre hier eine geplante Eröffnung mit Vorlauf für Team und Verein, so daß mit einem internationalen Gast eine echte Eröffnungsfeier hätte geplant werden können. Nicht unter ferner liefen im aktuellen Spielbetrieb und in Konkurrenz zu DEM DERBY Fenerbahce – Galatasaray.

Athmosphäre siegt

Bei all der Kritik gerät eine Besonderheit schnell außer Sicht. Die Antalya-Arena produziert ihren eigenen Strom. Mit den 1.4 Megawatt Solarzellen auf 12.000 Quadratmetern der Dachoberfläche wird nicht nur an einem Tag soviel Energie erzeugt wie das Stadion in einem Monat verbraucht, es ist auch mit einer Leistung von 7200 kw pro Stunde der Sportkomplex, der am meisten Strom produziert, weltweit. So lassen sich beim Fußball in Antalya neben Liga oder Groundhopper Punkten ab jetzt auch CO2- Punkte sammeln.

Info-Video zum Stadion Antalya-Arena

Dienstag, 20. Oktober 2015

25 Jahre Knast für Galatasaray-Fan

Für 25 Jahre muss Kadri Aktaş hinter Gittern. Das entschied am Montag mittag die 15. Große Strafkammer in Bakirköy (Istanbul). Der Galatasaray-Fan wurde der vorsätzlichen Tötung für schuldig befunden. Das Gericht sah als erwiesen an, das er vor gut einem Jahr im Vorfeld des Euroleague Basketballspiels zwischen Galatasaray Liv und Roter Stern Belgrad während einer Auseinandersetzung beider Fangruppen den Roten Stern Fan Marko Ivkovic erstochen hat. Die weiteren sechs Mitangeklagten wurden hingegen mangels Beweisen freigesprochen.

Roter Stern Fan Marko Ivkovic wurde bei einem
Gastspiel in Istanbul von einem 
gegnerischen Fan erstochen.

Laut türkischen Medien reagierte die im Gerichtssaal anwesende Schwester des Mordopfers mit Unverständnis auf die Entscheidung. Sie hätte sich lebenslänglich gewünscht. Auch Anwalt Rufayi Taştan kritisierte das Gericht und kündigte an in Berufung zu gehen, als auch, wenn nötig vor den europäischen Menschengerichtshof zu ziehen. Besonders die Freisprüche gegenüber den Angeklagten sorgen bei ihm für Unverständnis. Zudem erinnerte er an den Mord an zwei Leeds Fans, die im April 2000 ebenfalls von Galatasaray- Fans im Vorfeld eines UEFA-Pokal Spiels im Fußball zwischen Galatasaray und Leeds United erstochen wurden. Diese Vorfälle würden dem internationalen Ansehen der Türkei schweren Schaden zufügen, meint der Anwalt. Diese Sicht wird wohl so nicht von allen geteilt. Schon bei einer Schweigeminute im Anschluss an den Mord in Istanbul bei der Begegnung zwischen Galatasaray und Besiktas traten einige Gala-Fans hervor. Während der Schweigeminute wurde gepfiffen und Slogans gebrüllt. Mit „Gott ist groß“ und „Türkiye, Türkiye“ wurde das offizielle Gedenken konterkariert.



So wollen sich auch mit dem aktuellen Gerichtsentscheid einige Galatasaray-Fans nicht abfinden. Für sie ist der Schuldige nicht der Verurteilte, sondern diejenigen, die 300 Roter Stern Fans in das Land ließen, obwohl sie gar keine Tickets hatten. Die ticketlosen Fans hätten sich dazu noch im Tourismusviertel von Sultanahmet in Istanbul frei bewegen können und Passanten und Gewerbebetreibende angegriffen. Diese Gruppe hätte dann auch vor dem Austragungsort die auf Einlaß wartenden Galatasaray-Fans mit Stichwaffen und Feuerwerk angegriffen. Kadri Aktaş und die nun freigesprochen Mitangeklagten hätten sich nur verteidigt, wird argumentiert. Bei Change.org hat dann auch User Orhan Tolga Balarisi eine Petition an den türkischen Justizminister und Innenminister gestartet mit ähnlichem Wortlaut. Schell waren da mehrere tausend Unterstützer gefunden. Unterstützt wird die Petition auch von Galatasarays größter Fangruppe UltraAslan. Auch unter dem Hashtag #KadriAktaşSucsuzdur (#KadriAktasistunschuldig) wird den offiziellen staatlichen Kräften die Schuld an dem Toten zugeschrieben.

In Serbien hingegen wird das Urteil bisher kaum wahrgenommen, führende Zeitungen wie die Press hatten bis Montagnachmittag noch nicht einmal eine Meldung über den Ausgang des Gerichtsverfahrens veröffentlicht. Die Sportzeitung Sportski žurnal brachte zu mindestens eine Kurzmeldung in der die Ankündigung beider Parteien in die Berufung zu gehen ihren Platz fand.

Montag, 19. Oktober 2015

Russischer Fußball unterstützt Türkiyemspor

Türkiyemspor und russischer Fußball? Gazprom bei dem Kiezclub? Dabei war Türkiyemspor doch noch nie in Rußland. Nur Spielerinnen der Frauen- und Mädchenabteilung waren schon mal in der Ukraine, aber die zählt dann wohl nicht.  Hintergrund ist ein anderer: Der Verein Gesellschaftsspiele e.V.  hat angekündigt die Einnahmen aus der Veranstaltung „Fankultur im russischen Fußball“ komplett der Frauen- und Mädchenabteilung Türkiyemspors zur Verfügung zu stellen.




So können am Dienstagabend die BesucherInnen des BAIZ, Schönhauser Allee 26 a, ab 19:30 Uhr nicht nur aktuelle Informationen zu den Geschehnissen im russischen Fußball bekommen, sondern quasi nebenbei ein außergewöhnliches Fußballprojekt unterstützen. Gesellschaftsspiele e.V. möchte mit dieser Veranstaltung die mangelnde Berichterstattung über den Fußball in der Heimat des Gastlandes der WM 2018 entgegentreten. Dabei werden Themen wie Homophobie und Rassismus auf den Stadionrängen zur Sprache kommen.

Auf dem Podium werden

Pavel Klymenko (Osteuropa-Experte bei Football against Racism Europe),

Robert Ustian (Gründer CSKA Fans Against Racism und Mitglied des Executive Committee bei Football Supporters Europe),

Ivan (Polit-Aktivist & Fußballspieler in der D.I.Y. League, Fan von Dynamo Moskau),

Nikolay Shiryaev (Senior Expert bei der Russian Football Union im Bereich Sicherheit),

miteinander und den BesucherInnen diskutieren. Moderiert wird die Veranstaltung von Jörg Depta (Erschaffer des auditiven Fußballmagazines Kopfstoss.FM, fanatischer Energie Cottbus-Fan mit großer Osteuropa-Begeisterung)

Im Anschluss wird Hauswodka serviert. Die Veranstaltung findet im Rahmen der internationalen „FARE Action Week“ statt.

Der Veranstalter Gesellschaftsspiele e.V. wurde 2015 gegründet und beschäftigt sich mit gesellschaftspolitischen Vorgängen, die im Kontext des Fußballsports zu finden sind, Themen sind u.a. Rassismus, Antisemitismus, Gender und Homophobie. In den letzten Monaten wurden von Gesellschaftsspiele e.V. Veranstaltungen zu den Themenbereichen Fans im türkischen bzw. englischen Fußball durchgeführt. Im September trat der Verein als Organisator des passt- Festivals auf. Im Rahmen seiner Veranstaltungsreihen werden die Einnahmen jeweils Projekten zur Verfügung gestellt. Zuletzt konnten sich u.a. die Champions ohne Grenzen über Unterstützung freuen, diesmal sind es dann die Frauen und Mädchen bei Türkiyemspor die mit einer Zuwendung bedacht werden.

Was?    Fankultur im russischen Fußball
Wann?  Dienstag 20. Oktober 2015
             19:30 Uhr
Wo?      BAIZ
             Schönhauser Allee 26 a

Die Veranstaltung auf Facebook
Homepage von Gesellschaftsspiele e.V. 


Donnerstag, 15. Oktober 2015

Vereine stark machen


Nun schon zum 5. Mal lädt der Berliner Fußballverband zu einem Nachmittag um das Ehrenamt in den Vereinen zu stärken. Hier sollen Vereinsmitarbeiter fit gemacht werden für das drum herum um den Platz.

Veranstaltungsplakat
Das Themenspektrum reicht am 6. November im Rathaus Kreuzberg über Homophobie, Flüchtlingshilfe, Kinderschutz, den schweren Stand von Schiedsrichtern bis hin zu Tipps zum Aufbau von Kieznetzwerken. All diese Themen werden in nachmittäglichen Workshops, hier Werkstätten genannt, unter Anleitung durch fachliche spezialisierte ModeratorInnen und mit dem Input von themenadäquaten Gästen behandelt.




Freitag, 9. Oktober 2015

8.Okt.-22.Okt.: fare Aktionswoche gegen Rassismus

Die 16. Fare-Aktionswoche startet am 8. Oktober und bietet bis zum 22. Oktober weltweit Raum für Botschaften und Aktionen gegen Rassismus und Diskriminierung im Umfeld des Fußballsports. Die von Fußball-Fans der europäischen Organisation gestarteten Aktionswochen sind damit wohl die nachhaltigsten und größten Aktivitäten im Fußball gegen Rassismus mit über 2000 Aktionen in 59 Ländern.


Fangruppen und Vereine bewerben sich im Vorfeld um finanzielle Unterstützung ihrer Aktion bei „fare“. So sichert „fare“, das nicht nur monetär gutgestellte Gruppen Social-Engagement leben können. Daraus ergibt sich ein Veranstaltungspaket, welches von Transparent-Aktionen in den Stadien über Ausstellungen bis hin zu Podiumsdiskussionen reicht.

So veranstaltet im Rahmen der Aktionswochen der Verein Gesellschaftsspiele e.V. am 20. Oktober eine Podiumsdiskussion zum Thema Homophobie und Xenophobie im russischen Fußball im Berliner BAIZ. Auch in der Türkei ist Homophobie ein Thema. So wird der vom türkischen Schiedsrichterverband, aufgrund seiner Homosexualität, geschasste Schiedsrichter Ibrahim Halil Dincdag, Begegnungen im Rahmen der Aktionswoche in den Städten Denizli und Izmir pfeifen. In den Teams spielen dann auch viele Geflüchtete mit LGBT Hintergrund.

Einen Überblick über das Programm der aktuellen fare-Aktionswochen gibt es hier und unter dem Doppel-Hashtag #Iam #FOOTBALLPEOPLE lässt sich das Treiben der Fanszenen und ihrer Supporter im Rahmen der Aktionswochen bei Twitter live mitverfolgen.

Aktuelle Tweets zum Hashtag #FOOTBALLPEOPLE


Dienstag, 6. Oktober 2015

Schiedsrichter sagt „Sorry“ und tritt zurück

Das gibt es selten. Zu selten. Schiedsrichter Deniz Çoban entschuldigt sich direkt nach dem Spiel öffentlich für seine Entscheidungen, - Fehlentscheidungen. Und beendet seine Karriere. Für seine Aufrichtigkeit wird er jetzt gefeiert.

Gleich im Anschluss an die Partie des 6. Spieltages der Süperlig zwischen Kasımpaşa und Rizespor machte sich Deniz Çoban auf in die Katakomben. Dort sah er sich dann die wichtigsten Szenen der Begegnung auf dem Bildschirm nochmal genauer an, bevor er vor die Live-Kameras trat. Und dort zeigte er Reue und entschuldigte sich vor dem Live-Publikum und Kasımpaşa Trainer Rıza Çalımbay. Während des Spiels vergab der Schirie nicht nur zwei Platzverweise, sondern auch in der 95. Minute einen Elfmeter, der den Gästen von Rizespor den überraschenden Ausgleich brachte.
„Ich habe Fehler gegenüber beiden Teams gemacht, während ich hierher (zum Interview) kam, wusste ich das ich sehr falsch lag. Ich entschuldige mich bei der Schiedsrichterkommission und beim Verband. Ich bin sehr traurig. Ich glaube das ich in kurzer Zeit eine Entscheidung mich betreffend fällen muss.“

Screenshot: Trainer Çalımbay versucht im Live-TV Schiedsrichter Çoban zu trösten

Schiedsrichter haben es in der Türkei besonders schwer

In der Türkei sind Schiedsrichter besonders starker Kritik ausgesetzt. Es gibt sogar TV-Programme die nichts anderes machen als die Fehler bzw. vermeintlichen Fehlentscheidungen der Schiedsrichter zu finden und darzulegen. Da wird geschimpft und gezetert. Auch Çobans Entschuldigung stösst so einigen negativ auf. Die Ex-Schiedsrichter Bülent Yavuz und Mustafa Çulcu kritisieren die Entschuldigung als falsches Signal. So würden jetzt bei jeder strittigen Entscheidung Fans und Spieler eine Entschuldigung einfordern.

Doch nun wird ausgerechnet ein Schiedsrichter in der Türkei gefeiert. Den Anfang machte noch Kasımpaşas Trainer Çalımbay während der spektakulären Live-Sendung.
„Wir brauchen Trainer wie Sie. Jeder macht Fehler. Nehmen Sie es sich nicht zu Herzen.“
lobte er die Aufrichtigkeit des Schiedsrichters. In den sozialen Medien ist Çoban jetzt so etwas wie ein Held, ein Vorbild für die ganze Gesellschaft, in der das Wort „Entschuldigung“ nur selten von den großen und starken im Lande zu hören ist.

Twitter-Phänomen Baturay Çevik: Ich weiß nicht ob man sich an Deniz Çoban als guten Schiedsrichter erinnern wird, aber als guter Mensch wird er Jahre in Erinnerung bleiben. Gratulation.

Doch mischt sich auch Kritik unter die Lobeshymnen. Naturgemäß in der Türkei in Form von Verschwörungstheorien. So wird ebenfalls im Netz gefragt, warum Deniz Çoban ausgerechnet bei diesem Spiel sich entschuldigte. Fehler hätte er auch schon vorher gemacht. Die Verschwörungstheoretiker ziehen hier Verbindungen zur Politik. Denn beide Vereine gelten als ausgesprochen AK Partei nah. So kursiert die Frage ob Deniz Çoban vielleicht nur aus Angst vor der AK Partei so gehandelt hätte.

Die Live-Entschuldigung

Deniz Çoban"ın Canlı Yayında Özür Dilemesi | izlesene.com


Tweets zu Deniz Çoban


„Sport inside“ Bericht über Spielerberater: Außer Kontrolle



Der Transferwahnsinn des letzten Sommers hat auch gezeigt: Eine Regulierung des Marktes für Spielerberater und -vermittler ist längst überfällig. Doch der Fußball-Weltverband FIFA hat die Lizensierungspflicht für die Agenten aufgehoben und will gleichzeitig die Provisionen begrenzen. Es droht ein Chaos. Heisst es im Teaser beim WDR zum aktuellen Bericht von Matthias Wolf: „Außer Kontrolle“. Zu Wort in dem 9:20 dauernden Bericht kam auch VAHA Co-Founder Vincent Aydin, während eines Drehtermins in Berlin.


Gleich zu Beginn des Beitrages äußert Dr. Gregor Reiter, Geschäftsführer Deutsche Fußballspieler-Vermittlung seine Skepsis zur neuen Praxis. Kontrollmechanismen seien nun aufgehoben. Klaus Allofs, Sportdirektor des VfL Wolfsburg erwartet zu mindestens neue Konkurrenzmodelle unter den Beratern. Für Sport inside typisch überwiegen die kritischen Töne, Lars Mrosko, als ehemaliger Scout und Spielerberater schildert seinen Ausstieg aus der Branche: „Meine Liebe zum Fußball passt nicht zu dem was viele Berater Firmen machen.“ Es ginge nur um Kommerz und Kohle führt er fort.


WDR-Team zu Gast im Vaha-Office Berlin

Den ganzen Beitrag und was Vincent Aydin zum Thema beizusteuern hatte, könnt ihr hier in der Mediathek des WDR noch einmal anschauen.

Montag, 5. Oktober 2015

Staatsanwalt fordert Freispruch im Spielmanipulationsprozess

Es geht um sehr viel, bei der Wiederaufnahme dieses Verfahrens. Fenerbahçe-Boss Aziz Yıldrım und fünf weiteren Mitangeklagten wird vorgeworfen für Spielmanipulationen in der Saison 2010/2011 verantwortlich gewesen zu sein. Die Staatsanwaltschaft fordert nun heute Freispruch für den Chef des Traditionsklubs aus Istanbul. Am 9. Oktober wird eine Entscheidung erwartet, bei dem Prozess der die türkische Sportwelt seit 2011 beschäftigt.

In erster Instanz wurde Aziz Yıldrım rechtskräftig schon zu sechs Jahren und drei Monaten Haft wegen erwiesener Spielverschiebung und Gründung einer geheimen Organisation verurteilt. Schon während dieses Verfahrens saß er knapp ein Jahr in Untersuchungshaft. Kein Prozess polarisierte die türkische Sportcommunity wie dieser. Im Zuge der Verhandlungen kam es nicht nur zu einem immensen Zuschauerschwund in den Stadien der Süperlig. Viele Fans hatten einfach keine Lust auf abgekartete Spiele. Auch die UEFA blieb nicht untätig und bestrafte Fenerbahçe mit drei Jahren Ausschluß von den Spielen der Champions League und Europa League.

Fenerbahce Chef Aziz Yıldrım. Foto aus Wikipedia, CC BY-SA 3.0 by LuCKY https://de.wikipedia.org/wiki/Aziz_Yıldırım#/media/File:Aziz_Yıldırım.jpg


Neue Feindschaften

Zudem entstand eine Feindschaft zwischen den Klubs Trabzonspor und Fenerbahçe. Denn in der Saison 2011 wurde Trabzonspor hinter Fenerbahçe Zweiter. Und in der Schwarzmeer Metropole sieht man bis heute Trabzonspor als rechtmäßigen Champion der Saison an. Doch weder wurde der Titel von türkischen Fußballverband (TFF) Fenerbahçe aberkannt, noch Trabzonspor zugesprochen. Auch wurden keinerlei der angeblich manipulierten Spiel nachträglich annulliert, wie es die Verbandsordnungen bei Manipulation eigentlich vorschrieben. Darum bergen Spiele zwischen den beiden Teams auch bis heute eine emotionalisierte Brisanz. Ob auch der bewaffnete Anschlag auf den Teambus von Fenerbahçe im April dieses Jahres in diesem Zusammenhang gesehen werden muss wird bis heute untersucht.(Siehe: Schüsse auf den Teambus von Fenerbahçe)

Hockkonjunktur für Verschwörungstheoretiker

Die türkische Gesellschaft wird in den letzten Jahren von einigen großen Gerichtsverfahren geprägt. Der Prozess gegen Aziz Yıldırım ist da nur einer von vielen. Prozesse wie „Balyoz“ und „Ergenekon“ oder die Beşiktaş Fangruppe „Çarşı“ wegen angeblichen Putschversuchen gegen die amtierende Regierung sind nur schillernde Beispiele. Im Rahmen dieser Prozesse wurde lange öffentlich über politische Einflussnahme auf die Gerichtsbarkeit diskutiert. Mit der Folge, das heute Gerichtsentscheidungen im gesellschaftlichen Diskurs kaum noch als Ergebnis einer unabhängigen Justiz wahrgenommen werden. Das bietet Raum für die in der Türkei angesagten Verschwörungstheorien. So wird schon jetzt in sozialen Medien gegen das zu erwartende Urteil gepoltert. Die Regierungspartei AKP oder wahlweise der Staatspräsident sollen mit dem möglichen Freispruch der Angeklagten im Fener-Prozess zu tun haben. Glückliche Fener-Fans wären potentielle Wähler bei den anstehenden Wahlen im November. Glücklich schwelgen die Feber-Fans tatsächlich in Vorfreude unter dem Hashtag #3TemmuzuFenerbahçeKazandı (3JuliFenerbahçeHatGewonnen) posten sie pure Gute Laune und reichlich Häme. Der Hashtag-Titel bezieht sich dabei auf das Datum an welchem der Prozess 2011 begonnen hat. Bis heute eine schwarzer Tag in der Geschichte des Klubs. Nun scheint sich das Blatt zu wenden.

Entschädigungen für Fener?

Doch für Fener steht anderes im Blickfeld. Natürlich wäre eine Freispruch Aziz Yildirims mehr als eine Genugtuung, auch würde die drohende Reststrafe gegenüber dem Präsidenten wegfallen. Doch schon im Vorfeld der Wiederaufnahme des Verfahrens kündigte Fenerbahçe an im Falle eines Freispruches auch bei der UEFA und dem internationalen Sportsgerichtshofes (CAS) zu klagen. Ziel wären millionenschwere Regressforderungen aufgrund der Sperre des Verbandes und den daraus entgangenen Einnahmen.

Aktuelle Tweets zum Thema auf twitter


Sonntag, 4. Oktober 2015

Trabzonspor: Gewalt unter Spielern und Festnahme am Flughafen

Kein gutes Wochenende für Sportler aus der Schwarzmeerstadt Trabzon. Die dritte Niederlage von Trabzonspor in Folge am 7. Spieltag der Süperlig wird überlagert von Meldungen über Festnahmen und Schlägereien.

Am Sonnabend früh morgens wollte Trabzonspor Linksaußen Kevin Constant vom Flughafen Atatürk in Istanbul nach Nice in Frankreich aufbrechen. Doch daraus wurde nichts. Presseberichten zufolge verwickelte sich der Fußballer mit der Flughafen Security und der Flughafen Polizei in einen Streit. Auf Englisch soll er daraufhin die Beamten beleidigt haben. Hintergrund: Der Fußballer soll trotz Normal-Ticket auf Behandlung als Business-Flieger bestanden haben. Aufgrund der Beleidigungen wurde er daraufhin in Handschellen abgeführt und festgenommen und erst nach dem Verhör durch die Staatsanwaltschaft gegen Abend wieder freigelassen. Ihm droht nun ein Verfahren wegen Beleidigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Zudem soll sich nun noch der Taxifahrer der Constant zum Flughafen gefahren hat gemeldet haben, er wirft dem Spieler vor ihn um das Fahrgeld geprellt zu haben.

Constant wechselte letzte Saison vom AC Mailand für die Summe von 8 Millionen Euro zu Trabzonspor. Aus disziplinarischen Gründen wurde er vom Verein letzte Saison intern gesperrt, gehört jedoch diese Saison zum festen Aufgebot.

Gewalt in der Kabine

Erst jetzt wurde ein Vorfall von letzter Woche bekannt. Im Anschluß an die Niederlage bei Osmanlıspor (1:3) soll Mittelfeldspieler Erkan Zengin noch in der Umkleidekabine seinen Teamkollegen Mehmet Ekici mitten ins Gesicht geschlagen haben. Auslöser soll ein Kommentar von Mehmet Ekici gewesen sein, indem er die Geschwätzigkeit seines Mitspielers kritisierte. Der gebürtige Münchener Ekici, soll seitdem nicht am Training teilgenommen haben und Schwierigkeiten haben die Handgreiflichkeit zu verarbeiten. Trabzonspor schweigt zu dem Vorfall, gab jedoch am Freitag bekannt das Ekici aufgrund einer Verletzung drei Wochen nicht spielen könne. Eine Entschuldigung von Zengin gegenüber Ekici soll auch acht Tage nach dem Vorfall noch ausstehen.


Vergiftete Spielabsage

Schlechte Stimmung auch bei dem Basketball Team aus Trabzonspor. Aufgrund einer Lebensmittelvergiftung von gleich 5 Spielern von Trabzonspor Medical Park musste das Pokalspiel zwischen TED Ankara und Trabzonspor abgesagt werden. Die Spieler sollen zuvor Kokoreç gegessen haben. Ein besonders am schwarzen Meer beliebtes Gericht, welches aus am Drehspieß gegrillten Lammdärmen besteht. Die Vergiftung war so schlimm, das der Verband dem Antrag Trabzonspors auf Spielabsage zustimmte. Mit Problemen dieser Art würde zumdestens Schluß sein, wenn die Türkei in die EU aufgenommen würde und einer gängigen Verschwörungstheorie glauben geschenkt wird. Demnach wäre mit einem EU-Beitritt Schluß mit dem Kokoreç, denn das würde den Türken dann verboten. Das es z.B. beim EU-Mitglied Griechenland bis heute ganz legal das Pendant Kokoretsi zu Essen gibt, ist dann eine ganz andere Gechichte.

Kokoreç Verkäufer in der Türkei - Foto aus Wikipedia, CC BY 2.0, by William Neuheisel https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kokoreç_(6377122133).jpg

Freitag, 2. Oktober 2015

Ab wann ist der Mensch eine Frau?

Eine Meldung für den Boulevard. Acht Männer in einem Frauenteam. Schock für die Einen, Normalität für die Anderen.

Erneut steht der iranische Fußball mit seinem Frauenteam in den Schlagzeilen. Wie schon 2010 und 2014 sollen Männer in der Auswahl des Landes im Team stehen. Dies behauptet Verbandsoffizieller Mojtabi Sharifi, laut Al-Arabia News in einem Interview mit dem iranischen Verband junger Journalisten (YJC). Demnach sollen acht als Männer geborene Spielerinnen, deren mehrjährige Geschlechtsumwandlung noch nicht vollends abgeschlossen ist, im Team spielen. Namen der Spielerinnen wurden nicht genannt. Einige sollen zuvor jahrelang im Männerbereich spielberechtigt gewesen sein.

Nachwuchs im Auswahldress. Foto aus Wikipedia, CC BY 2.5, by مانفی

Seit 1979 sind Geschlechtsumwandlungen in der iranischen Republik legal und seitdem sind sie en vogue. Weltweit gibt es nur in Thailand gibt noch mehr Transfrauen. Die Umwandlung vollzieht sich in verschiedenen Schritten. Das dauert dann zwei Jahre, oder mehr. Nach vollständiger Umwandlung wären die Spielerinnen dann wieder spielberechtigt. Doch wer entscheidet wann? Oder mit der von Herbert Grönemeyer abgeleiteten Eingangsfrage: Ab wann ist der Mensch eine Frau?

Sportverbände und ihre Regularien hängen all zu oft gesellschaftlichen Entwicklungen hinterher. So wird erneut durch den iranischen Fußball ein Diskurs angestoßen, der ähnlich wie die Hijab-Diskussion und die letztendliche Freigabe dessen 2012, Fußballverbände zum Diskurs zwingt. Soziale Medien sind da zum Beispiel viel weiter. Zur Erinnerung: Bei Facebook können User seit letztem Jahr unter 60 Geschlechteridentitäten wählen.