Donnerstag, 30. April 2015

Lass dein Handy fliegen

Die Nutzung von Drohnen trotzt datenrechtlicher und sicherheitsrechtlicher Bedenken nimmt immer mehr zu. Zuletzt machten Lieferservices in spe auf Drohnenbasis auf sich aufmerksam und sorgten für Ethik-Diskussionen. Allen Kritiken zum Trotz hat der Einsatz von Drohnen in der Sportberichterstattung eine Revolution ausgelöst. Während in der Vor-Drohnen-Zeit nur große Events mit Luftbildern per Aufnahmen von Helikoptern aufwarten konnten, konnten sich durch die Kameras bespickten Drohnen auch kleinere Sporthappenings mit Bildern aus der Luft atemraubende Einblicke verschaffen.

Doch sind Drohnen noch immer verhältnismäßig teuer. Eine qualitativ hochwertige Ausstattung führt schnell zu tausenden von Euro Ausgaben. Lohnende Investitionen für Medienschaffende oder gut verdienende Sportclubs oder Sportler. Doch für den Jogger von nebenan, die Motocross-Fahrerin oder den U17 Nachwuchstorwart weiterhin unerschwinglich. Dabei könnte die Drohne beim Training oder Wettkampf durch gezielte Aufnahmen helfen Fehler aufzudecken und zu einer Leistungsoptimierung beitragen.

Mit der fliegenden Handy Drohne von xcraft könnte diese Vision auch für Sportlerinnen und Sportler mit etwas weniger Geld in der Tasche möglich werden. Zur Zeit wird für das Projekt PhoneDrone auf Kickstarter geworben. Das Prinzip ist einfach und genial. Die Steuerungseinheit der Drohne wird von deinem Handy übernommen, die Drohne selbst ist nackt: Besteht nur aus den Propellern, Motoren, Kabelage und einem Platz für dein Handy, welches sowohl die Drohne mit Strom versorgt als auch steuert. Du kannst mit deinem fliegenden Handy dann dich begleiten lassen, oder es einfach hinter dem Tor fliegen lassen um deine Reaktion aus einer anderen Perspektive zu analysieren. So ließen sich auch eindrucksvolle Aufnahmen vom nächsten Turnier anfertigen, die nicht nur Eltern und TeilnehmerInnen begeistern werden. Fliegen soll das Teil dann für ca. 20-25 Minuten und der Preis von 199 Dollar zu dem man sich das innovative Flugobjekt schon in der Finanzierungsphase sichern konnte ist beachtlich. Einziger Wehrmutstropfen, dass dieses Early-Bird Angebot schon ausverkauft ist. Doch für DIY- Interessierte gibt es für 99 Dollar die komplette Druckanleitung für den 3D-Drucker, inklusive APP für dein flugbereites Handy.

Weitere Angebote zur Finanzierung des fliegenden Handy Traums sind der Kampagne auf Kickstarter zu entnehmen. Die Kampagne läuft noch bis zum 11. Juni 2015. Um das Projekt in Serie zu produzieren benötigen die Entwickler eine Finanzierung von 250.000 Dollar. Ein fünftel davon hat xcraft bis dato schon zusammen.


PhoneDrone: Let your smartphone be your personal drone.









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Montag, 13. April 2015

The revolution will not be televised – Fußballfans in der Türkei und ihre Rolle bei den Gezi-Protesten 2013

Unter diesem Motto lädt der Gesellschaftsspiele e. V  am Dienstagabend am 14. April 2015 in Berlin-Prenzlauer Berg zur Info-Veranstaltung. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr in der Schankwirtschaft „BAIZ“.

Mit von der Partie auf dem Podium sind neben der Journalistin Ebru Taşdemir und dem Bundestagsabgeordneten Özcan Mutlu auch der Geschäftsführer von VAHA Harald Aumeier.

Mehr Informationen gibt es hier.


Sonntag, 12. April 2015

Ein Spiel dauert 90 Minuten - das war ein Mal



Das EM-Qualifikationsspiel der U19-Juniorinnen aus England und Norwegen stellt die alte Fußballerweisheit von Sepp Herberger auf den Kopf. Anpfiff 22:45 Uhr. Abpfiff 22:48 Uhr. Anstatt Anstoß geht es los mit einem Elfmeter - so geht Fußball heute.

Eine kuriose Schiedsrichterentscheidung die deutsche Bundesliga- und FIFA-Schiedsrichterin Marija Kurtes macht es möglich.  Kurtes hatte beim Spiel am vergangenen Samstag in der Nachspielzeit den Elfmeter-Ausgleichstreffer der Engländerin zurückgepfiffen, weil eine Spielerin zu früh in den Strafraum gelaufen war. Zur Überraschung aller ließ Kurtes den Elfmeter nicht widerholen, sondern es ging mit Freistoß für Norwegen weiter. Dies zwang die UEFA nach Protest der Engländer zur Ansetzung des kuriosen Wiederholungsspiels am Donnerstagabend. 

Die Verantwortung für den Elfmeter übernahm Leah Williamson und versenkte die Kugel zum 2:2. Kurze Zeit später war Schluss und klar, dass nunmehr die Engländerinnen anstelle der Norwegerinnen zur EM fahren.

Das "komplette" Spiel gibt es hier zu sehen.

Samstag, 4. April 2015

Schüsse auf den Teambus von Fenerbahçe (Update 11.4.)

Einen vorläufigen Höhepunkt von Gewalt im Zusammenhang mit Fußball gab es wohl am Sonnabendabend in der Türkei. Nach dem 5:1 Sieg des Istanbuler Süperligisten Fenerbahçe Istanbul beim Schwarzmeerclub Rizespor befanden sich die Istanbuler auf dem Weg zum Flughafen nach Trabzon. Auf der Strecke dorthin wurde der Teambus von Fenerbahçe mit scharfer Munition beschossen. Der Fahrer wurde durch Schüsse auf die Frontscheibe schwer getroffen.

Nach ersten Zeugenaussagen per Internet und dem vereinseigenen TV-Sender FBTV, soll mit einer Pumpgun gezielt auf den Fahrer des Busses geschossen worden sein. Der Bus fuhr zur Tatzeit über eine Straßenüberführung und wurde in einer Kurve Ziel des oder der Schützen. Der Fahrer soll aufgrund der Schüsse sein Bewußtsein verloren haben und der Bus konnte nur durch das Eingreifen von Mitfahrern gebremst werden. Der Fahrer wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Laut FBTV soll keine Lebensgefahr bestehen.

Eine Feindschaft mit Geschichte

Für Fenerbahçe Fans ist der/die Täter schnell ausgemacht, so polterte der Präsident von Trabzonspor İbrahim Hacıosmanoğlu in der Vergangenheit wiederholt gegen Fenerbahçe. Der Präsident soll mit seinen Äußerungen Fans aufgehetzt haben und Fenerbahçe zur Zielscheibe erklärt haben. Schon zuvor wurde der Bus der Istanbuler in Trabzonspor von Fans angegriffen. Da blieb es noch bei Steinen, doch zu mindestens einmal soll auch schon eine Waffe auf die Delegation von Fenerbahçe gerichtet worden sein. Hintergrund der aktuellen Feindschaft der beiden ist die Saison 2010-2011. Hier soll Fenerbahçe bei Spielverschiebungen beteiligt gewesen sein. Von der UEFA wurde der Meister von 2011 aufgrund von Verschiebungen für drei Jahre von allen Spielen gesperrt. Trabzonspor, damals Zweiter fordert seitdem die offizielle Zuerkennung des Titels. Fenerbahçe hingegen, betrachtet die Anschuldigungen, als eine große Verschwörung und sieht den Klub und den Präsidenten zu Unrecht verurteilt. Aufgrund dieser Vorgeschichte ist bei Fenerbahçe klar: Dies war ein gezielter Anschlag auf Fenerbahçe, von einer Verbindung der Täter zu Trabzonspor wird ausgegangen. Zurückgeführt wird dies auf die Hasssprache des Klubpräsidenten von Trabzonspor.

Gewalt zurück auf der Tagesordnung

Immer wieder wird die Gesellschaft mit Gewaltaktionen im Rahmen von Fußballspielen konfrontiert. Mit verschiedenen Maßnahmen wird seit Jahren versucht die im Rahmen von Fanfeindschaften zwischen den vier großen Vereinen (Fenerbahçe, Galatasaray, Beşiktaş und Trabzonspor) aufkommende Gewalt einzudämmen. Mit Sicherheitspakten, Vereinsstrafen und zuletzt mit der Einführung einer personalisierten Ticketvergabe (Passolig) ist die Gewalt in den Stadien der Profi-Ligen erstmals erheblich zurückgegangen. Nebeneffekt der Passolig: ein immenser Zuschauerschwund, oft erreicht das Zuschauerinteresse nun nicht mal mehr bundesdeutsches Zweitliganiveau.

Mit dem Anschlag von heute Abend wird die Diskussion um Fanatismus und Gewalt im türkischen Fußball neu beginnen. Fenerbahçes Pressesprecher, Mahmut Uslu, kündigt an das der Klub nicht mehr schweigen wird. „Eine Passolig einzuführen reiche nicht“ kritisierte er die bisherigen Maßnahmen gegenüber Gewalt im Rahmen von Fußball. Viele Vereine in der Türkei reagierten schon in der Nacht schnell. So haben u.a. Galatasaray, der heutige Gegner Rizepsor, als auch Trabzonspor den Anschlag scharf verurteilt. Der türkische Fußballverband reagiert noch in der Nacht und bezeichnet den Anschlag als Anschlag auf den gesamten Fußball und fordert Medien und Klubs zur Besonnenheit auf. Ein vorübergehendes Aussetzen des Spielbetriebes ähnlich wie in Griechenland ist nun im Bereich des Möglichen.

Fenerbahçe Fans rufen im Internet derweil dazu auf zum Istanbuler-Flughafen Sabiha Gökçen zu fahren um dem in der Nacht dort erwarteten Team Solidarität zu zeigen. Die Ankunft des Teams wird gegen 2 Uhr nachts Ortszeit erwartet. FBTV überträgt live.


UPDATE 11.4.2015

Wie geahnt, hat der türkische Fußballverband nach den Schüssen auf den Fenerbahçe - Teambus mit Spielabsagen reagiert. Zuerst wurden die Pokalspiele für Mitte der Woche abgesagt, daraufhin auch der komplette Spieltag der Süperlig dieses Wochenende.Zudem kündigte Fenerbahçe mehrmals an nicht am Spielbetrieb teilzunehmen bis der Fall aufgeklärt sei. Ganz andere Konsequenzen zog die Familie von Mustafa Sow. Die Angehörigen des Fenerbahçe-Stars haben die Türkei erst einmal verlassen. Türkische Zeitungen berichten zudem von spanischen Medien die Fußballer davor warnen in die Türkei zu gehen. Ein weiteren gewalttätigen Angriff im Rahmen von Sportveranstaltungen gab es dann noch Mitte der Woche, als ein Bus vom Beşiktaş-Handball-Team in der südtürkischen Stadt Mersin mit Steinen beworfen wurde.

Der ehemalige Fenerbahce Präsident Ali Şen ließ derweil Medien gegenüber verlauten, dass er die Schüsse als terroristischen Akt versteht. Vom Fußball-Verband und den Vereinen werden die Schüsse als Angriff auf den türkischen Fußball in seiner Gesamtheit gewertet. Obwohl bis jetzt alles nur reine Spekulation ist. Es gab zwar vorläufige Festnahmen aufgrund von Facebookeinträgen. Doch ohne neue Erkenntnisse. Zudem erfreuen sich in der Türkei Verschwörungstheorien hoher Beliebtheit. Die Verfasser dieser Theorien haben jetzt Hochkonjunktur.

Am morgigen Sonntag um 18 Uhr Ortszeit empfängt Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan eine Delegation bestehend aus Verbandsfunktionären und den Kapitänen der türkischen Superlig. In Anbetracht der Tatsache das Erdoğan, obwohl er ja eigentlich nur Staatspräsident ist, immer noch erheblichen Einfluß auf das politische Tagesgeschehen nimmt, wird mit Spannung erwartet, ob bei diesem Treffen weitere Maßnahmen, die über die Absage der Spiele diese Woche hinausgehen, angekündigt werden.